Alltagskunst in Hohenschönhausen
Fotos: Thomas Seidel (1)
Wenn Sie durch Neu-Hohenschönhausen gehen, dann schauen Sie auch mal nach links und rechts des Weges - die Alltagskunst ist hier allgegenwärtig - die nicht immer "typische Kunst".
Von wegen Grau - bei der Planung von Hohenschönhausen wurden pro Einwohner 15 m² Grünfläche mit berücksichtigt. 30 Jahre später haben die Bäume eine stattliche Größe erreicht.
Das sind zum Beispiel die gestalteten Höfe mit ihren liebevoll betreuten Hofgärten oder die vielen, sehr unterschiedlich konzipierten Spielplätze für Jung und Alt oder die bemalten oder anderweitig gestalteten Fassaden von Kindergärten und Schulen, öffentlichen Gebäuden oder Wohnhäusern.
Der Heimatverein verwaltet eine Sammlung von rund 500 Fotos von diesen Wandmalereien und über 1000 Haustürbildern. Eine kleine Ausstellung im Mühlengrund erinnert daran - Neu-Hohenschönhausen im Bilderkleid.
Mit großem Tempo wurden in den Jahren 1984 bis 1989 die fünf- bis 21-geschossigen Wohnblocks in Neu-Hohenschönhausen errichtet. Vorwiegend junge Menschen zogen hierher und damit auch viele Kinder. Aber wie sollten die Kinder ihre oft gleich aussehenden Eingänge der hohen Häuser finden? Fehlende Bäume und markante Orientierungspunkte fehlten noch.
Findige Bürger schlugen vor, die Eingänge mit Bildern zu versehen. Diese zündende Idee fand sofort breite Zustimmung. Bald entwickelten sich unvorhergesehene Aktivitäten von Bürgern, Schülern, Künstlern, Studenten des Instituts für Lehrerbildung und der Hochschule für Bildende Kunst Weißensee, die die Eingänge der Wohnhäuser in kurzer Zeit mit sehr unterschiedlichen Bildern dekorierten. So entstanden fast 1000 Haustürbilder in sehr unterschiedlicher Qualität. Die Kinder konnten sich so schnell an ihrem Hauseingangsbild orientieren.
Ergänzt wurden die Bürgeraktivitäten durch Künstler, die im Auftrag der Bauherren im Rahmen der geplanten "Kunst am Bau" Schulen und Kindereinrichtungen mit Kunstwerken schmückten. Einige dieser künstlerischen Arbeiten können noch heute an Kindereinrichtungen und in den Schulen betrachtet werden.
nahezu alle Bilder an den Hauseingängen sind durch die Rekonstruktion der Wohnblocks in den Jahren zwischen 1994 und 2005 verschwunden.
Im Auftrag des Heimatvereins Hohenschönhausen hat Wolfgang Mattern in den Jahren 1988 bis 1992 die Bilder an den Hauseingängen fotografiert. Dr. Rolf Meyerhöfer (Förderverein Schloss Hohenschönhausen) hat die Bilder bearbeitet und für diese Ausstellung vorbereitet.
R. Meyerhöfer: Text zur Ausstellung, Sept. 2013.
Fotos: Thomas Seidel (17)
Links:
- Rundgang durch Neu-Hohenschönhausen
- Fotoausstellung im Schloss (Alltagskultur in Hohenschönhausen)
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