01.10.2013

Vadim Fadin

Vadim Fadin



Vadim Fadin wurde durch Teilnahme an kulturellen Ereignissen in Hohenschönhausen maßgeblich in seinem Schaffen beeinflusst und erhielt stimulierende kreative Inspirationen. Nach seiner Aussage spielte dabei vor allem das 2006 im studio im hochhaus durchgeführte Dichtertreffen (Übersetzerwerkstatt) eine große Rolle.
Er erhielt hier nicht nur die Möglichkeit, deutsche Dichter- und Schriftstellerkollegen kennen zu lernen, sondern auch die Chance, Gedichte einiger dieser deutschen Dichter in die russische Sprache zu übersetzen und auch seine Werke wurden wiederum übersetzt.

Erfundenes Leben in historischer Stadt
Zwischen Seiten gepresst – ach, das kann jeder.
Geschändet ward meins von übelster Feder;
Was übrigblieb, was nicht passt ins Format,
dafür brauch ich, bei Gott, mehr Gespür:
schon dringt es durch Fenster, schon lärmt’s an der Tür –
euer Herdengebrüll, ach wie hab ich es satt!

Ich bleibe im Haus, dem umfriedeten Feld,
mag der Hof auch aufs Meer hinaus treiben.
Man vergas, einen Anker, mir zu beschreiben,
in der Zeit, als das Denken von Zäunen umstellt.
Gescheite Chronisten sind am Sammeln und Sichten:
Das Schicksal der Russen füllt ganze Geschichten.
Das Vergessene ist’s, das wohl mir anheimfällt.

Nachdichtung Thomas Böhme

Die sich in Hohenschönhausen treffende russisch-deutsche Dichtergemeinde wurde für Vadim Fadin zu einer Art schöpferischem Born, die auch sein weiteres Engagement, den russisch-deutschen Kulturaustausch betreffend, beeinflusste und über die Grenzen des Stadtbezirks, ja der Stadt hinaus wirkte.

Vadim Fadin wurde 1936 in Moskau geboren. Er ist Mitglied des Internationalen PEN-Clubs, des Verbandes der Schriftsteller Moskaus und des Verbandes Deutscher Schriftsteller. Ab 1963 begann er seine Gedichte in verschiedenen russischen Zeitungen und Zeitschriften zu publizieren.

Nach der Übersiedelung nach Deutschland Mitte der 1990er Jahre erhielt sein Schaffen zahlreiche neue Anstöße. Von seinen Prosatexten wurde besonders die Novelle „Dunkel ist das Wasser in den Wolken“ bekannt, die 1999 und 2000 in den Zeitschriften „Rodnaja Retsch“ (Hannover) und „22“ (Tel Aviv) erschienen war. Seine Novelle „Wer auf die Wolken sieht“ (2008, „New Review“, New York) bekam im selben Jahr den Aldanovpreis für die beste russischsprachige Novelle außerhalb Russlands. Sein Roman „Das Heulen der Hirten“ wurde 2004 im Aletheia Verlag in Sankt Petersburg herausgegeben. Dieser Roman wurde 2004 für den Bookerpreis und 2005 für den Buninpreis nominiert und bekam ein Ehrendiplom für besondere Leistungen in der Russischen Sprache auf der Internationalen Buchmesse 2005 in Sankt Petersburg. Seine weiteren Romane „Sieben Bettler unter eine Bettdecke“ und „Schnee zum Verkauf im Süden“ sind 2005 und 2010 ebenfalls im Aletheia Verlag erschienen.

In den USA erschienen Werke von Fadin in den Zeitschriften „Boston Cosmopolitan“, „New Review“, „Time and Place“ und „Slovo/Word“, in Israel in den Zeitschriften „Alef“ und „22“, in Estland in den Zeitschriften „Raduga“ und „Looming“ und in Deutschland in der Zeitschrift „Lettre Internaional“ (auf Deutsch) und in den russischen Zeitschriften „Rodnaja Retsch“, „Zerkalo Zagadok“, „Studio“, „XXI“ und „Kreschjatik“. 

Foto: Uwe Seibt

Selbstporträt

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